Das Dürfen ermöglichen

Qualifizierung bildet einen festen Bestandteil der Unternehmenskultur – und trägt selbst wiederum dazu bei, diese Kultur permanent weiterzuentwickeln. Dieser Maxime folgt die Geschäftsleitung der Beutlhauser-Gruppe in Passau.

„Mit den Angeboten unserer unternehmenseigenen Akademie möchten wir nicht nur fachliches Know-how vermitteln, sondern viel stärker am gemeinsamen kulturellen Fundament arbeiten, auf dem wir horizontal zusammenarbeiten können“, macht Geschäftsführer Oliver Sowa deutlich. Vor gut zehn Jahren hat Beutlhauser dazu einen umfassenden Veränderungsprozess angestoßen. Das Ziel: die Wiedereinführung des erwachsenen und selbstverantwortlichen Menschen im Unternehmen.

Fachliche Qualifikation und Leistungsbereitschaft seien bei intrinsisch motivierten Mitarbeitern grundsätzlich vorhanden. Die Aufgabe der Unternehmensleitung sei es insbesondere, die passenden Rahmenbedingungen und Leistungsmöglichkeiten für selbstwirksame Arbeit zu schaffen, so Sowa weiter: „Gedankliche Sparringspartner wie Wolf Lotter

und Dr. Reinhard Sprenger begleiten uns seit vielen Jahren auf unserem Weg. Durch ihre Impulse wurde mir deutlich: Der institutionelle Rahmen beeinflusst entscheidend das Verhalten von Menschen, kann De-Motivation verhindern und Innovation ermöglichen“, erklärt Sowa.

Vertrauen und Selbstverantwortung

Der heutigen Unternehmenskultur liegt ein klares Menschenbild zugrunde, betont der Geschäftsführer: „Unternehmen dürfen erwachsene Menschen nicht länger infantilisieren. In ihrem privaten Leben ziehen diese Menschen Kinder auf, bauen Häuser, managen Vereine – aber in Unternehmen wird ihnen viel zu oft fast jede Entscheidungsbefugnis genommen. Es herrscht eine Kultur des Misstrauens, des Rechtfertigens und Kontrollierens, jede Menge Command and Control.“ Davon hat sich Beutlhauser konsequent gelöst: deutlich weniger vertikale 

» Passende Rahmenbedingungen und Leistungsmöglichkeiten für selbstwirksame

Arbeit schaffen «

Abteilungssilos, die laut Sowa „aus dem alten Jahrtausend stammen“, stattdessen eine horizontale Zusammenarbeit, die auf Vertrauen und Selbstverantwortung basiert.

Die Regel lautet: wenige Regeln

In diesem Zusammenhang seien Führungskräfte gefordert, Entscheidungskompetenzen abzugeben, fügt die Beutlhauser-Personalleiterin Maximiliane Preiß hinzu: „Für uns gilt ein simpler Grundsatz: Wer die Fachkompetenz hat, braucht ebenfalls die Entscheidungskompetenz.“ Das gilt auch und gerade für den Qualifizierungsbereich: Das 60-seitige Jahresprogramm der unternehmenseigenen Akademie deckt ein weites Feld von PC- und Software-Trainings über den Bereich Safe Work bis zu Führungskräftetrainings und einem klaren Schwerpunkt auf Persönlichkeits- und Methodentrainings ab. „Natürlich muss beispielsweise ein Servicetechniker über umfassendes und aktuelles Fachwissen verfügen – doch der klare Schwerpunkt der Qualifizierungsangebote liegt darauf, wie wir zusammenarbeiten wollen“, sagt Preiß weiter.

Wer kann welches Angebot in Anspruch nehmen? Auch dies wird in der horizontalen Struktur auf kurzem Wege entschieden. „So wenige Regeln wie möglich, so lautet unsere Regel. Der Mitarbeiter, die Mitarbeiterin wählt ein Seminar aus, das für ihn oder sie wichtig ist, bespricht dies mit dem direkten Vorgesetzten und kann sich dann direkt anmelden – ohne dass erst noch eine Abstimmung mit anderen internen Hierarchien notwendig wäre“, erläutert die Personalleiterin. Im Qualifizierungsbereich gewinnt laut ihren Worten das informelle Lernen – was wiederum viel mit Eigenverantwortung zu tun hat – stark an Bedeutung. „Gleichzeitig hat formales Lernen zu vielen Themen weiterhin einen hohen Wert, nicht zuletzt, weil es ein persönliches Zusammenkommen und den direkten Austausch untereinander ermöglicht.“

Starke Loyalität

Was die Neuausrichtung der Unternehmenskultur und der Qualifizierungsangebote konkret für Beutlhauser bringt: „Wir profitieren davon in vielerlei Weise – gerade in den heutigen Zeiten, da sich Mitarbeiter den Arbeitsplatz nahezu frei aussuchen können“, unterstreicht Maximiliane Preiß. Die Bindung und Loyalität der Mitarbeiter zum Unternehmen sei in den vergangenen Jahren spürbar gestiegen, die Fluktuation deutlich zurückgegangen. Und auch als attraktiver Ausbildungsbetrieb werde Beutlhauser stärker wahrgenommen. „Im Jahr 2023 konnten wir 45 neue Azubis begrüßen. So viele wie noch nie“, sagt Preiß. In den Ausbildungsbereich hat das Unternehmen gezielt investiert und ihn sukzessive ausgebaut – auf mittlerweile zwölf Ausbildungsberufe.


Qualifizierung beginnt bei der Geschäftsleitung

Oliver Sowa fasst den ganzheitlichen Ansatz bei Beutlhauser zusammen: „Im Kern geht es darum, das Unternehmen so zu organisieren, dass Menschen befreit, eigenverantwortlich und innovativ arbeiten können. Wenn man dies einmal verstanden hat, ist es ganz einfach.“ Allerdings: Dazu müsse man zuallererst die Unternehmensleitung qualifizieren. „Das fängt mit dem eigenen Menschenbild an. Vertrauen anderen gegenüber kann ich nur zeigen, wenn ich auch Selbstvertrauen habe.“

» Befreit, eigenverantwortlich und innovativ arbeiten können «

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